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Energieträgerscharfer Außenhandel
Welchen Strom handeln wir mit dem Ausland?
Strom wird nicht nur innerhalb Deutschlands gehandelt, sondern zugleich auch auf dem europäischen Strombinnenmarkt. Dadurch sinken in aller Regel die Kosten im Gesamtsystem, da Strom in erster Linie dort erzeugt wird, wo dies zu den günstigsten Konditionen möglich ist. Weht beispielsweise in Dänemark starker Wind, wird dort preiswerter Strom in Windkraftanlagen generiert. Für Deutschland ist es dann ökonomisch sinnvoller, Strom zu importieren, als diesen zu höheren Preisen in deutschen Gas- oder Kohlekraftwerken zu erzeugen. Deutschland importiert also in erster Linie dann Strom, wenn dieser in anderen Ländern zu niedrigeren Preisen verfügbar ist.
Im Gegenzug exportiert Deutschland meist dann Strom, wenn viel Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird. Scheint also in Deutschland die Sonne bei gleichzeitig starkem Wind und liegen die Preise dadurch unterhalb der Preise anderer Länder, so wird Strom im Zuge der Marktkopplung ins Ausland geliefert.
Es ist jedoch nicht ohne weiteres möglich, eindeutig festzustellen, welcher Anteil der deutschen Im- und Exporte auf dem Strommarkt auf welchen Energieträger entfallen. Die physikalischen Eigenschaften des elektrischen Stroms lassen es nicht zu, nur ausgewählten Strom zu importieren oder nur ein bestimmtes Kraftwerk Strom zum Export produzieren zu lassen. Wenn er einmal ins Netz eingespeist ist, lässt sich Strom nicht weiter oder rückverfolgen.
Anders gesagt: Strom hat keine Farbe.
Anhand vorliegender Daten und Modellierungen lassen sich dennoch aussagekräftige Schlüsse ziehen. Die Bundesnetzagentur hat für die Analyse verschiedene Modelle geprüft und sich für folgenden Ansatz entschieden:
Das auf SMARD zum Einsatz kommende Berechnungsmodell berücksichtigt den jeweils aktuellen Erzeugungsmix in dem exportierenden Land. Dadurch wird die physikalische Tatsache widergespiegelt, dass ins Netz eingespeister Strom keinem Energieträger mehr direkt zugeordnet werden kann. Es wird also immer ein Strommix exportiert, bzw. importiert, der näherungsweise dem zugrundeliegenden Erzeugungsmix des jeweils exportierenden Landes entspricht. Für Exporte dient dabei der deutsche Erzeugungsmix als Grundlage, für Importe nach Deutschland der Erzeugungsmix des Landes, aus dem Strom kommt.
Als Beispiel: Am 24. März 2023 hat Deutschland zwischen 12.00 und 13.00 Uhr 63.395 MWh Strom erzeugt. Davon entfielen 30.471 MWh auf den Energieträger Wind Onshore, was 48,07 Prozent der Gesamterzeugung entspricht. Im selben Zeitraum hat Deutschland 1.057 MWh Strom nach Frankreich exportiert. Daraus lässt sich nach dem beschriebenen Vorgehen herleiten, dass Deutschland in dieser Stunde rund 510 MWh Strom aus Wind-Onshore-Anlagen nach Frankreich exportiert hat.
Umgekehrt entspricht in dieser Methodik bei Importen die Zusammensetzung des importierten Stroms immer dem Energiemix des Landes, in dem der Strom erzeugt wurde. Dafür wird der Zeitraum betrachtet, während dessen Strom importiert wurde. Beispielsweise hat Deutschland am 14. August 2023 in der Stunde von 17 bis 18 Uhr aus Norwegen 1.400 MWh Strom importiert. In diesem Zeitraum wurden rund 94,4 Prozent des norwegischen Stroms aus Wasserkraft erzeugt, woraus sich abschätzen lässt, dass Deutschland in dieser Stunde etwa 1.322,1 MWh durch Wasserkraft erzeugten Strom aus Norwegen importiert hat.
Zu beachten ist dabei, dass zur Berechnung die Daten des kommerziellen Außenhandels herangezogen werden, nicht die der physikalischen Stromflüsse. Das liegt vor allem an den Eigenschaften des elektrischen Stroms und des Stromnetzes: Strom fließt entsprechend physikalischer Gesetze entlang des Weges mit dem geringsten Widerstand, was nicht zwangsläufig dem kürzesten Weg entspricht. In Österreich erzeugter Strom kann auf dem Weg zu einem Verbraucher in Deutschland teilweise auch durch die Netze der Schweiz und Frankreichs fließen. Auch ein innerdeutscher Stromfluss kann Grenzleitungen beeinflussen. Maßnahmen zum Netzengpassmanagement können ebenfalls zu Unterschieden zwischen dem kommerziellen Außenhandel und dem tatsächlichen Stromfluss führen.
Auf SMARD finden Sie stets aktuelle Zahlen, die sich aus dieser Berechnungsmethode ergeben, im Bereich „Energiedaten kompakt“.
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Der berechnete Anteil der erneuerbaren Energien an den Importen und Exporten in Europa hat keinen Einfluss auf die Zielerreichung gemäß EEG und der EU-Erneuerbaren-Energien-Richtlinie genutzt, da der Strom in Europa frei fließt und fließen soll. Vielmehr sind die EU Erneuerbaren-Ziele im Kern Ausbauziele. Für die Erreichung des EU-Erneuerbaren-Ziels und des EEG-Ziels ist entscheidend, welcher Anteil am Stromverbrauch eines Mitgliedstaats durch Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in diesem Mitgliedstaat gedeckt wurde. Durch diesen Beitrag zur Stromerzeugung wird in Europa gemessen, wer wie stark zur Erreichung des europäischen Erneuerbaren-Ziels beigetragen hat, unabhängig davon, wohin der Strom danach fließt.