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Der Stromhandel im Juli und August 2018
17.09.2018 – Deutschland exportierte in den beiden vergangenen Monaten mehr Strom als es importierte. Der Nettoexport stieg um 20 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Größte Importeure von hier produziertem Strom waren Österreich, die Niederlande und Dänemark. Der Großhandelsstrompreis lag im Durchschnitt bei 52,87 Euro/MWh und somit deutlich über dem Durchschnittspreis im gleichen Vorjahreszeitraum.
In den Monaten Juli und August betrug der kommerzielle Nettoexport Deutschlands 8.071 GWh. Das entspricht 9,19 Prozent des in diesem Zeitraum in Deutschland produzierten Stroms. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Nettoexport um 20,16 Prozent. Hauptabnehmer war Österreich, in das nach Abzug der Importe mit 4.709 GWh am meisten netto exportiert wurde (plus 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). An zweiter Stelle lagen die Niederlande mit 2.400 GWh (plus 84 Prozent) vor Dänemark, in das netto 698 GWh exportiert wurde. Im Vorjahreszeitraum wurden noch 157 GWh aus Dänemark importiert.
Der hohe Anstieg der Exporte in die Niederlande lässt sich mit einem Blick in die monatlichen Durchschnittspreise erklären: Lagen im Vorjahreszeitraum die Preise im Monatsmittel nur 1,40 Euro (Juli) beziehungsweise 2,20 Euro (August) auseinander, so betrug die Differenz im Jahr 2018 3,84 (Juli) und 1,80 Euro (August). Das hat zur Folge, dass der große Export-Anstieg vor allem aufgrund der hohen Preisdifferenz im Juli zustande kam, während im August annähernd gleich viel Strom exportiert wurde wie im Vorjahr. Der Exportanstieg nach Österreich lässt sich mit der verringerten Wasserkrafteinspeisung aufgrund der langen Trockenperiode erklären. Im Juli und August dieses Jahres speisten Wasserkraftwerke in Österreich 2.300 GWh und 1.858 GWh Strom ein. Im Vorjahr waren es noch 4.064 GWh und 3.704 GWh. Die fehlende Energie haben österreichische Händler zu einem großen Teil mit Strom aus Deutschland gedeckt.
Stromimporteur war Deutschland gegenüber Tschechien, aus dem netto insgesamt 520 GWh bezogen wurde. Im gleichen Vorjahreszeitraum hatte Deutschland dorthin noch 477 GWh netto exportiert. Änderungen von mehreren hundert GWh in der Handelsbilanz über zwei Monate sind nicht ungewöhnlich. Treten diese an Ländergrenzen auf, an denen ohnehin vergleichsweise wenig Strom gehandelt wird, so ist eine Umkehr des Nettoergebnisses etwas ganz Normales.
Die Grafik stellt den kommerziellen Stromhandel von Deutschland mit Österreich, den Niederlanden, Dänemark sowie Tschechien im Überblick dar. (Brutto-)Exporte werden oberhalb, (Brutto-)Importe unterhalb der Null-Linie dargestellt.
Der Großhandelspreis in Deutschland
Die Großhandelsstrompreise haben im Vergleich zum Vorjahr stark zugelegt: Die Stundenprodukte des Day-Ahead-Markts an der EPEX-Spot wurden in den Monaten Juli und August zwischen 85,96 und 2,34 Euro je Megawattstunde (Euro/MWh) gehandelt und hatten dabei einen Durchschnittspreis von 52,87 Euro/MWh. Dies sind 31,93 Euro/MWh mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Damit ist der monatliche Durchschnittspreis von 32,06 Euro/MWh im April stetig gestiegen und erklomm jetzt sogar einen neuen Höchstwert seit dem Jahr 2015, ab dem auf SMARD Daten verfügbar sind. Die Durchschnitts- aber auch die Maximalpreise liegen dennoch auf einem im langfristigen Vergleich niedrigen Niveau. Besonders Preisspitzen mit Werten von mehr als 200 Euro kamen seit dem Jahr 2009 lediglich in insgesamt einer Stunde vor. In den Jahren davor waren derart hohe Werte häufiger zu beobachten.
Den höchsten stündlichen Börsenpreis auf dem Day-Ahead-Markt der beiden vergangenen Monate gab es am Montag, den 6. August in der Zeit von 19 bis 20 Uhr mit 85,96 Euro/MWh. In den Abendstunden ging die Sonne bereits unter, so dass Photovoltaikanlagen nur noch wenig Energie lieferten. Da zudem kein Wind wehte und der Verbrauch relativ hoch war, stellten konventionelle Energieträger einen Großteil des in Deutschland produzierten Stroms zur Verfügung. Die verbliebene Energie von 3,1 GWh importierte Deutschland aus Frankreich, Schweden, Dänemark und der Schweiz.
Zur Zeit des niedrigsten Strompreises mit 2,34 Euro/MWh am Samstag, den 7. Juli zwischen 14 und 15 Uhr exportierte Deutschland sehr viel Strom ins Ausland. Der Nettoexport betrug 11,7 GWh, was in etwa dem doppelten des stündlichen Durchschnittsexports im Betrachtungszeitraum entspricht. Ein Blick in die Erzeugungsdaten zeigt, dass aufgrund der hohen Einspeisung von Photovoltaik- und Windenergie 85 Prozent des Stromverbrauchs in dieser Stunde mit erneuerbaren Energien gedeckt werden konnte. Somit trugen konventionelle Energien nur zu rund 15 Prozent zur Deckung des Strombedarfs im Inland bei. Kraftwerke, die aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht abgeregelt wurden, haben ihren eingespeisten Strom daher am grenzüberschreitenden Strommarkt verkauft.