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Stromerzeugung und Stromhandel im Dezember 2021
Höhere EE-Erzeugung zum Jahresende
18.01.2022 - Im Dezember 2021 lag die Stromerzeugung durch Erneuerbare um 2,4 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Der Stromverbrauch war um 0,5 Prozent geringer als im Dezember 2020. Der durchschnittliche Großhandelsstrompreis betrug 221,06 Euro/MWh und Deutschland war Nettoexporteur von Strom. Zum Jahresende wurden mehrere Kohle- und Kernkraftwerke abgeschaltet.
Stromverbrauch und Stromerzeugung
Im letzten Monat des Jahres 2021 war der Stromverbrauch (die Netzlast) mit 42,9 TWh um 0,5 Prozent geringer als im Vorjahresmonat. Die Stromerzeugung betrug in Deutschland 45,8 TWh und lag damit insgesamt um 2,8 Prozent höher als im Dezember 2020.
Insgesamt erzeugten erneuerbare Energien 2,4 Prozent mehr als im vorherigen Dezember. Dabei war insbesondere die Erzeugung durch Wind-Onshore-Anlagen höher (+7,2%) und die durch Photovoltaikanlagen (+4,8%). Geringer fiel hingegen die Erzeugung durch Wasserkraft (-11,9%), durch sonstige Erneuerbare (-11,5%), Wind-Offshore-Anlagen (-2,5%) und Biomasse (-2,1%) aus. Grund für die deutlich geringere Erzeugung durch Wasserkraft ist die im Vergleich geringere verfügbare Kapazität aufgrund von Wartungs- und Modernisierungsarbeiten mehrerer Kraftwerke. So ist beispielsweise das Wasserkraftwerk „Töging“ mit einer Nennleistung von 85,3 MW nicht in Betrieb. Seit Ende September wird es umfassend modernisiert. Die Arbeiten sollen voraussichtlich Ende Januar abgeschlossen sein.
Bei Betrachtung der einzelnen Energieträger konventioneller Stromerzeugung zeigt sich, wie schon in den Vormonaten im Vorjahresvergleich, weiterhin eine höhere Erzeugung durch Steinkohle (+29,7%) und Braunkohle (+9,1%) sowie eine geringere Erzeugung durch Erdgas (-17,6%). Die anhaltend hohen Gaspreise überlagern die im Vergleich geringeren Kosten für CO2-Zertifikate und machen den Betrieb der Gaskraftwerke vergleichsweise unrentabel. Weitere Informationen zu dieser Entwicklung finden sich in diesem Artikel.
Bei der konventionellen Erzeugung war außerdem jene aus Kernenergie um 4,1 Prozent geringer, die durch Pumpspeicher um 2,2 Prozent höher und jene durch sonstige Konventionelle um 0,6 Prozent höher.
Abschaltung mehrerer Kraftwerke zum Jahresende
Einfluss auf die geringere Erzeugung durch Kernkraftwerke hatten Ende Dezember auch die anstehenden Abschaltungen mehrerer Kraftwerke. So wurden zum Jahresende die Kernkraftwerke Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen (Block C) vom Netz genommen. Damit sind in Deutschland nur noch drei Kernkraftwerke in Betrieb, die jedoch gemäß Atomgesetz bis zum 31. Dezember 2022 ebenfalls abgeschaltet werden sollen.
Zudem wurden insgesamt drei Blöcke der Braunkohlekraftwerke Neurath (Nennleistung: 294 MW), Niederaußem (295 MW) und Weisweiler (321 MW) abgeschaltet.
Die Abschaltungen der oben genannten Kraftwerke werden in den Erzeugungsdaten von Braunkohle und Kernenergie deutlich:
Der deutsche Großhandelsstrompreis
Im Dezember 2021 betrug der deutsche Großhandelsstrompreis durchschnittlich 221,06 Euro/MWh und lag damit um ein vielfaches höher als im Dezember 2020 mit 43,52 Euro/MWh. Was diese Preisentwicklung mit Brennstoffpreisen und den Kosten für CO2-Zertifikate zu tun hat, kann in diesem Artikel genauer nachgelesen werden.
Der höchste Preis am Day-Ahead-Markt wurde am 21. Dezember zwischen 17.00 und 18.00 Uhr mit 620,00 Euro/MWh verzeichnet. In dieser Stunde traf ein Stromverbrauch in Höhe von 66,5 GWh auf eine geringe Einspeisung erneuerbarer Energien in Höhe von 8,8 GWh.
Day-Ahead Großhandelspreise in Deutschland | ||
Dezember 2021 | Dezember 2020 | |
Durchschnitt [Euro/MWh] | 221,06 | 43,52 |
Minimum [Euro/MWh] | -0,06 | -33,58 |
Maximum [Euro/MWh] | 620,00 | 114,00 |
Anzahl Stunden negativer Preise | 5 | 25 |
Zahl der Stunden mit | 617 | 17 |
Zum geringsten Preis des Monats kam es am 31. Dezember zwischen 07.00 und 08.00 Uhr mit -0,06 Euro/MWh. In dieser Stunde konnte der vergleichsweise geringe Stromverbrauch (die Netzlast) in Höhe von 44,2 GWh zu 86,2 Prozent durch die Erzeugung Erneuerbarer (38,1 GWh) gedeckt werden. Konventionelle Kraftwerke speisten in dieser Stunde 18,8 GWh ein.
Ob in dieser Stunde eine durchlaufende konventionelle Erzeugung eine vollständige Deckung der Netzlast durch erneuerbare Energien verhinderte, kann mit den Daten von SMARD nicht zuverlässig beantwortet werden. Die Bundesnetzagentur untersucht solche Situationen in ihren Berichten zur sogenannten Mindesterzeugung.
Während es im November am Day-Ahead-Markt zu keinem Zeitpunkt zu negativen Preisen kam, traten sie am 31. Dezember für insgesamt 5 Stunden im Cent/MWh-Bereich auf. Im vorherigen Dezember hatten 25 Stunden mit negativen Preisen zu einer leichten Minderung des Mittelwertes beigetragen.
Der kommerzielle Außenhandel
Bei den Anrainerstaaten lag der durchschnittliche Großhandelsstrompreis bei 221,41 Euro/MWh und damit nur knapp über dem deutschen Preis. Dabei kam es zum höchsten Durchschnittspreis in der Schweiz mit 282,29 Euro/MWh. Der geringste Durchschnittspreis wurde im Marktgebiet Norwegen 2 mit 174,30 Euro/MWh verzeichnet.
Abnehmerländer des Stroms aus Deutschland waren:
• Österreich mit 2.161 GWh (Dezember 2020: 2.405,8 GWh)
• Frankreich mit 1.763,4 GWh (Dezember 2020: 982,5 GWh)
• Luxemburg mit 349,4 GWh (Dezember 2020: 332,3 GWh)
• Schweiz mit 304,4 GWh (Dezember 2020: 574,8 GWh)
• Belgien mit 255,4 GWh (Dezember 2020: 120,1 GWh)
• Niederlande mit 235,0 GWh (Dezember 2020: 286,5 GWh)
Nettoimporteur war Deutschland gegenüber:
• Tschechien mit 94,5 GWh (Dezember 2020: Nettoexport in Höhe von 99,1 GWh)
• Norwegen mit 97,8 GWh (Dezember 2020: 163 GWh)
• Polen mit 183,9 GWh (Dezember 2020: Nettoexport in Höhe von 25 GWh)
• Schweden mit 196,3 GWh (Dezember 2020: 239,7 GWh)
• Dänemark mit 940 GWh (Dezember 2020: 1.167,2 GWh)
Insgesamt exportierte Deutschland im Dezember 3.556 GWh mehr Strom als es importierte und war damit Nettoexporteur. Im Vorjahresmonat hatte der Nettoexport 3.256,8 GWh betragen und ist somit im Vergleich gestiegen.
Wie bereits im November zeigte sich im Vorjahresvergleich eine deutliche Steigerung des Nettoexportes nach Frankreich von 982,5 GWh auf 1.763,4 GWh. Weiterhin liegt der Grund für diese Veränderung in den Großhandelsstrompreisen. Diese machten es für Frankreich lohnend, Strom aus Deutschland zu importieren. Der dortige Durchschnittspreis betrug 274,67 Euro/MWh. In 507 der 744 gehandelten Stunden lag der deutsche Großhandelsstrompreis unter dem in Frankreich (2020: 429 Stunden). Zudem war die verfügbare Kapazität dortiger Kernkraftwerke geringer, wodurch in Frankreich auch die Stromerzeugung aus Kernenergie um 8,3 Prozent geringer war.
Für Deutschland war es wiederum lohnend Strom aus Polen zu importieren. In 425 Stunden war Strom dort günstiger als in Deutschland. Im Dezember 2020 hatte sich in den Preisen eine gegenteilige Preisstruktur gezeigt: Strom aus Deutschland war in 611 der 744 gehandelten Stunden günstiger als jener in Polen.
Noch ein Hinweis: Dies war der letzte Artikel aus unserer monatlichen „Strommarkt aktuell“-Serie. Freuen Sie sich in Zukunft auf Quartalsberichte zu allen relevanten Kennzahlen und Entwicklungen des Strommarktes!