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Stromerzeugung und Stromhandel im August 2020
Deutschland wieder Nettoexporteur
11.09.2020 – Die Stromerzeugung in Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,1 Prozent gestiegen, der Stromverbrauch um rund 2,6 Prozent gesunken. Der durchschnittliche Großhandelspreis lag mit 34,86 Euro/MWh unter dem Durchschnittspreis des Vorjahres, war jedoch der höchste seit Januar. Erstmalig seit März war Deutschland wieder Nettoexporteur.
Die Stromerzeugung aus erneuerbaren und konventionellen Energieträgernbetrug im August insgesamt 39,4 TWh (2019: 38,6 TWh). Während die Erzeugung aus konventionellen Energieträgern im Vergleich zum vorherigen August um 0,8 Prozent sank, lag diejenige aus erneuerbaren Energien um 6,3 Prozent höher. Der Stromverbrauch betrug im August insgesamt 37,8 TWh (2019: 38,8 TWh).
Die Grafik zeigt die Stromerzeugung und den StromverbrauchDeutschlands im Monat August.
Höchste und niedrigste Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien
Am Mittwoch, den 26. August kam es zwischen 13.00 und 14.00 Uhr zur höchsten Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Höhe von 67,3 GWh. Zugleich kam es zur höchsten Gesamterzeugung des Monats (82,5 GWh).
In diesem Zeitraum sorgte das Sturmtief „Kirsten“ für eine hohe Windeinspeisung der On- und Offshore-Anlagen in Höhe von 43,4 GWh. Dies entspricht einem Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamterzeugung von rund 65 Prozent.
Weitere 17,8 GWh (26 Prozent) wurden durch Photovoltaikanlagen eingespeist, die restlichen 6,1 GWh (9 Prozent) durch Biomasse, Wasserkraft und sonstige Erneuerbare. Zugleich gab es einen Stromverbrauch von 67,4 GWh. Somit deckten die Erneuerbaren beinahe vollständig den Stromverbrauch beziehungsweise die Netzlast in dieser Stunde.
Insgesamt machte die Erzeugung Erneuerbarer an diesem Tag mit 1,2 TWh rund 75 Prozent der Gesamterzeugung (1,6 TWh) aus.
Am Mittwoch, den 19. August kam es zwischen 02.00 und 03.00 Uhr zum niedrigsten ErzeugungswertErneuerbarer mit 8,3 GWh, bei einem niedrigen Stromverbrauch von 42,1 GWh. Biomasse machte mit 4,4 GWh den Hauptteil bei den Erneuerbaren aus (53 Prozent), Wasserkraft erzeugte rund 2 GWh (24 Prozent), On- und OffshoreWindanlagen zusammen 1,8 GWh (22 Prozent) und sonstige Erneuerbare die restlichen 0,1 GWh (1 Prozent).
In der Grafik sind der Stromverbrauch und die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien während des Sturmtiefs „Kirsten“ am 26. August zu sehen. In diesem Zeitraum deckte die Erzeugung aus erneuerbaren Energien beinahe vollständig den Stromverbrauch (die Netzlast).
Insgesamt lag die Stromerzeugung aus Erneuerbaren im August um 6,3 Prozent höher im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dabei übertraf die Erzeugung aus Windkraftanlagen von insgesamt 6,8 TWh den Vorjahreswert um 16,9 Prozent. Davon wurden 5,2 TWh aus Onshore- und 1,6 TWh aus Offshore-Anlagen erzeugt. Die Erzeugung aus sonstigen Erneuerbaren (z.B. Erdwärme oder Deponiegas) lag 5,4 Prozent, diejenige von Photovoltaik 3,0 Prozent höher. Neben förderlichen Wetterbedingungen wie hohen Windgeschwindigkeiten spielt bei der Erzeugung aus erneuerbaren Energien auch der fortschreitende Ausbau eine Rolle.
Der Großhandelsstrompreis in Deutschland
Die Großhandelsstrompreise sind im Vergleich zum Vorjahr gesunken: Die Stundenprodukte des EPEX-Spot-Day-Ahead-Markts wurden im August zwischen -16,18 und 90,00 Euro je Megawattstunde (Euro/MWh) gehandelt und hatten dabei einen Durchschnittspreis von 34,86 Euro/MWh. Damit lag er durchschnittlich 1,98 Euro niedriger als im Vorjahr (August 2019: 36,85 Euro/MWh), war jedoch der höchste seit Januar.
Die Grafik zeigt den realisierten Stromverbrauch und den Großhandelsstrompreis im August 2020.
Der geringste Börsenpreis trat am Sonntag, den 23. August zwischen 13.00 und 14.00 Uhr mit -16,18 Euro/MWh auf. In diesem Zeitraum konnte der gesamte Stromverbrauch von 48,1 GWh durch eine erhöhte Einspeisung Erneuerbarer von 51,2 GWh komplett gedeckt werden.
Negative Strompreise traten in diesem Monat in insgesamt 4 der 751 gehandelten Stunden auf. Im August 2019 war dies in 11 Stunden der Fall.
Den höchsten Börsenpreis auf dem Day-Ahead-Markt des vergangenen Monats gab es am Donnerstag, den 27. August in der Zeit von 20.00 bis 21.00 Uhr mit 90,00 Euro/MWh. In dieser Stunde traf ein hoher Stromverbrauch von 55,7 GWh auf eine geringe Einspeisung erneuerbarer Energien in Höhe von 8,9 GWh. Der Strommarkt reagiert auf diese Situation, indem Speicher entladen werden (z.B. Pumpspeicherwerke), flexible Lasten ihren Stromverbrauch drosseln und verstärkt konventionelle Kraftwerke eingesetzt werden.
Großhandelspreise in Deutschland | ||
August 2020 | August 2019 | |
Durchschnitt [Euro/MWh] | 34,86 | 36,85 |
Minimum [Euro/MWh] | -16,18 | -49,62 |
Maximum [Euro/MWh] | 90,00 | 80,01 |
Anzahl Stunden negativer Preise | 4 | 11 |
Datengrundlage: smard.de
Der kommerzielle Außenhandel
Deutschland exportierte im August insgesamt 794,6 GWh mehr Strom als es importierte und war dadurch, erstmalig seit März, insgesamt Nettoexporteur. Im Vorjahresmonat war Deutschland mit 256,8 GWhNettoimporteur.
Die Veränderungen der Im- und Exporte sind das Ergebnis von häufig auftretenden Preisschwankungen und Teil des normalen Marktgeschehens. Sie spiegeln das gesamteuropäische Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage wider. Zu welchem Zeitpunkt Strom im- oder exportiert wird, hängt nicht nur von Angebot und Nachfrage, sondern auch von den Strompreisen der anderen Länder ab. Die im Rahmen der Marktkopplung ermittelten Großhandelspreise resultieren aus den, zum jeweiligen Zeitpunkt unterschiedlichen, sogenannten relativen Erzeugungskosten. Sie beziffern unter anderem die Kosten für Brennstoffe oder auch CO2-Zertifikate, die wiederum von weiteren Faktoren abhängig sind. Auch die zur Verfügung stehende Übertragungskapazität an den Ländergrenzen spielt eine Rolle. Gerade wenn es bei geringen Preisdifferenzen auf dem Strommarkt zu größeren Veränderungen wie dem Wechsel von einem Nettoimport zu einem Nettoexport kommt, spielen die Details eine Rolle.
Nettoimporteur war Deutschland in diesem Monat nur gegenüber den Niederlanden (520 GWh) und der Schweiz (320 GWh).
Insgesamt wurden 1,6 TWh exportiert, was 4,1 Prozent des in diesem Zeitraum in Deutschland produziertenStroms entspricht. Damit wurden zwar 1,1 TWh weniger exportiert als im Vorjahresmonat, jedoch war der Import damals mit rund 3 TWh mehr als drei Mal so hoch wie in diesem August (0,84 TWh), was Deutschland damals zum Nettoimporteur machte.
Hauptabnehmer (von Strom aus Deutschland) war im August 2020 Österreich, in das, nach Abzug der Importe, mit 729 GWh am meisten netto exportiert wurde (-46,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). An zweiter Stelle lag Polen mit 374,3 GWh (+65,99 Prozent), wo Strom in 722 der 751 gehandelten Stunden teurer war als in Deutschland. Gefolgt von Luxemburg, in das netto 306,9 GWh (-8,4 Prozent) exportiert wurden.
Ein Grund für den starken Rückgang des Exportes nach Österreich war zum einen der insgesamt geringere Export Deutschlands.
Zum anderen lag die StromerzeugungÖsterreichs um 8,4 Prozent höher als im Vorjahresmonat und der Stromverbrauch zugleich um 6,1 Prozent niedriger.
Der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch (der Netzlast) stieg dort von 70,4 Prozent im Vorjahresmonat auf 85,9 Prozent.
Importierte Österreich im vergangenen August in Summe noch 2,2 TWh Strom aus anderen Ländern, so waren es in diesem August nur rund 1,8 TWh.
Die Grafik stellt den kommerziellen Stromhandel von Deutschland im Überblick dar. (Brutto-) Exporte werden oberhalb, (Brutto-)Importe unterhalb der Null-Linie dargestellt.