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Der Strommarkt im 1. Quartal 2022

Hoher EE-Anteil an der Stromerzeugung

08.04.2022 – Im ersten Quartal 2022 war der Stromverbrauch um 3,4 Prozent geringer und die gesamte Stromerzeugung um 3,9 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Der durchschnittliche Großhandelsstrompreis betrug 184,62 Euro/MWh und Deutschland war Nettoexporteur.

Anteil Erneuerbarer an der Stromerzeugung bei 47,9 Prozent

Im ersten Quartal des Jahres betrug der Stromverbrauch (die Netzlast) insgesamt 127,7 TWh. Damit war er um 3,4 Prozent geringer als im ersten Quartal 2021. In der Monatsbetrachtung war der Verbrauch im Januar mit 44,9 TWh am höchsten, gefolgt von 42,4 TWh im März und einem geringeren Verbrauch von 41,7 TWh im Februar. Aufgrund der geringeren Anzahl an Werktagen ist der Verbrauch im Februar meist der geringste des Quartals.

Die gesamte Stromerzeugung war im Vergleich zum Vorjahresquartal 3,9 Prozent höher. Dabei lagen die Einspeisungen durch Erneuerbare 20,8 Prozent über und die durch konventionelle Kraftwerke um 8,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Entsprechend hoch war der Anteil Erneuerbarer an der Gesamterzeugung: Er lag bei 47,9 Prozent.

Bei Betrachtung der einzelnen Energieträger zeigt sich, dass die hohe Einspeisung Erneuerbarer insbesondere auf Windkraftanlagen zurückzuführen ist. Insgesamt betrug sie im ersten Quartal 44,8 TWh (2021: 34,2 TWh). Offshore-Anlagen speisten rund 2,2 Prozent und Onshore-Anlagen rund 38,8 Prozent mehr Strom ein. Gründe dafür waren insbesondere mehrere Sturmtiefs im Februar.
Die Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen war, auch aufgrund des sonnigsten März seit Aufzeichnungsbeginn (DWD), die bisher höchste in einem ersten Quartal. Mit 8,7 TWh lag sie in diesem Quartal 29,2 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Die Erzeugung durch Wasserkraft war um 19,7 Prozent und die durch Biomasse um 4,9 Prozent geringer. Grund für die geringeren Einspeisungen waren geringere verfügbare Kapazitäten aufgrund von Wartungs- und Sanierungsarbeiten.

Die um 8,1 Prozent geringere Erzeugung der Konventionellen steht unter anderem im Zusammenhang mit Kraftwerksabschaltungen. Ende Dezember 2021 wurden drei Kernkraftwerke, drei Braunkohle- und drei Steinkohleblöcke abgeschaltet. Dadurch ist die installierte Erzeugungsleistung der Kernenergie um rund 4,1 GW und die der Kohlekraftwerke um 2,5 GW gesunken. Entsprechend war die Stromerzeugung durch Kernkraftwerke geringer: Im Vergleich zum Vorjahresquartal um 48,9 Prozent. Die Erzeugung durch Braunkohle war im Vergleich um 4,9 Prozent geringer, während die aus Steinkohle um 55,9 Prozent höher war. Gleichzeitig war die Stromerzeugung durch Erdgas um 19,0 Prozent geringer, was insbesondere an höheren Brennstoffkosten lag. Der eigentliche Kostenvorteil der Gaskraftwerke, der sich durch ihren geringeren Bedarf an CO2-Zertifikaten ergibt, wurde von den hohen Gaspreisen überlagert.

Der höchste Anteil erneuerbarer Energien an der Netzlast innerhalb eines Tages lag am Sonntag, dem 20. Februar vor. Über den Tag konnten 93,0 Prozent des Verbrauchs durch sie gedeckt werden. Der Tag fiel in den Zeitraum der oben genannten Sturmtiefs. Den größten Anteil hatten entsprechend Wind On- und Offshore-Anlagen, die rund 936 GWh einspeisten. Zudem konnten die Erneuerbaren an diesem Tag für sechs Stunden durchgehend den Stromverbrauch (die Netzlast) decken.

Großhandelsstrompreise gestiegen

Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine sind die Preise auf den Großhandelsmärkten für Strom, Gas und Kohle nochmals sehr deutlich angestiegen, sehr volatil und von der Entwicklung der Ukraine-Krise abhängig. Vorliegende Informationen oder Gerüchte führen sehr schnell zu preislichen Bewegungen, die kurze Zeit später wieder etwas korrigiert werden können. Befürchtet werden etwa eine technische Unterbrechung des Pipeline-Transports durch die Ukraine infolge von Kriegshandlungen, eine Liefer-Einstellung durch Russland oder ein Abnahmestopp durch die Importländer.

Der durchschnittliche Großhandelsstrompreis in Deutschland betrug über die drei Monate 184,62 Euro/MWh. Damit lag er über dem Wert des Vorjahres-Quartals von 49,59 Euro/MWh. Die höheren Preise liegen hauptsächlich in den, bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 aufgetretenen, hohen Erdgaspreisen begründet.

Der geringste Preis des Quartals wurde mit -19,04 Euro/MWh im Zeitraum der Sturmtiefs am Sonntag, dem 20. März zwischen 13.00 und 14.00 Uhr verzeichnet. In dieser Stunde überstieg die Erzeugung durch erneuerbare Energien den Stromverbrauch (die Netzlast).

Zum höchsten Preis kam es am Dienstag, dem 8. März zwischen 19.00 und 20.00 Uhr mit 700,00 Euro/MWh. In dieser Stunde traf ein Stromverbrauch in Höhe von 64,4 GWh auf 21,7 GWh Strom durch Erneuerbare. 43,6 GWh wurden durch konventionelle Energieträger erzeugt und Deutschland war Nettoexporteur. Der Durchschnittspreis der Anrainerstaaten betrug 562,62 Euro/MWh und der geringste Preis wurde in den Marktgebieten Schweden 4 und Norwegen 2 mit 250,08 Euro/MWh verzeichnet.

Day-Ahead Großhandelsstrompreis in Deutschland

1. Quartal 2022

1. Quartal 2021

Durchschnitt [Euro/MWh]

184,62

49,59

Minimum [Euro/MWh]

-19,04

-49,99

Maximum [Euro/MWh]

700,00

136,71

Anzahl Stunden negativer Preise

14

9

Deutschland im kommerziellen Außenhandel Nettoexporteur

Der Durchschnittspreis der Anrainerstaaten betrug in diesem Quartal 182,80 Euro/MWh und lag damit leicht unter dem deutschen Preis. Der höchste Preis lag mit 245,85 Euro/MWh in der Schweiz und der geringste im Marktgebiet Schweden 4 mit 111,36 Euro/MWh vor.

Abnehmerländer des Stroms aus Deutschland waren:
•    Österreich mit 6.794,6 GWh (1. Quartal 2021: 5.653 GWh)
•    Frankreich mit 6.079,3 GWh (1. Quartal 2021: 1.868,7 GWh)
•    Schweiz mit 1.288,4 GWh (1. Quartal 2021: 1.837,6 GWh)
•    Niederlande mit 1.082,9 GWh (1. Quartal 2021: Nettoimport in Höhe von 491,4 GWh)
•    Luxemburg mit 1.041,5 GWh (1. Quartal 2021: 1.020 GWh)
•    Belgien mit 918,8 GWh (1. Quartal 2021: 177,2 GWh)
•    Tschechien mit 577,5 GWh (1. Quartal 2021: Nettoimport in Höhe von 139,0 GWh)

Nettoimporteur war Deutschland gegenüber:
•    Dänemark 1 mit 2.168,2 GWh (1. Quartal 2021: 1.749,9 GWh)
•    Dänemark 2 mit 1.085,3 GWh (1. Quartal 2021: 170,1 GWh)
•    Schweden mit 901,6 GWh (1. Quartal 2021: 296,7 GWh)
•    Norwegen mit 771,9 GWh (1. Quartal 2021: 431,1 GWh)
•    Polen mit 743,8 GWh (1. Quartal 2021: Nettoexport in Höhe von 88,6 GWh)

Insgesamt exportierte Deutschland 12.112 GWh mehr Strom als es importierte und war damit Nettoexporteur. Im ersten Quartal 2021 hatte der Nettoexport 7.367 GWh betragen.

Der Anstieg des Nettoexportes nach Frankreich von 1.868,7 GWh im Vorjahresquartal auf 6.079,3 GWh im ersten Quartal 2022, lässt sich vor allem durch die Großhandelsstrompreise erklären. Denn in 602 Stunden war der Preis gleich, in 1.464 der 2.159 gehandelten Stunden war Strom aus Deutschland jedoch günstiger als jener aus Frankreich. Das machte es entsprechend lohnend, diesen aus Deutschland zu importieren. Im Vorjahresquartal war er nur in 907 Stunden günstiger gewesen.
Grund für die höheren Preise in Frankreich war die um 7,7 Prozent geringere Stromerzeugung durch Kernenergie, die einen Großteil der dortigen Erzeugungsstruktur ausmacht (Quelle: ENTSO-E). Mehrere Atomkraftwerke waren aufgrund von Wartungs- und Sanierungsarbeiten im ersten Quartal nicht verfügbar.

Umgekehrt war es aus den gleichen Gründen für Deutschland lohnend, Strom aus Schweden zu importieren. Dort ist der Anteil fossiler Brennstoffe an der Gesamterzeugung gering, was zu einem geringeren Großhandelsstrompreis beiträgt. In 1.786 Stunden war Strom in Schweden im ersten Quartal günstiger als in Deutschland. Im Vorjahresquartal war dies in 929 Stunden der Fall.
Preisgleichheit herrschte in 277 Stunden (2021: 740 Stunden)
Bei der Betrachtung der Handelsdaten mit Norwegen gilt es zu beachten, dass sich der Interkonnektor NordLink bis zum 12. April 2021 noch im Probebetrieb befand. In diesem Quartal war er also bereits vollumfänglich in Betrieb.

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